Samstag, 4. November 2017

Letzte Exerzitien. - Hl. Elisabeth v.d. hlgs. Dreifaltigkeit (14/17) - Dreizehnter Tag

Instaurare omnia in Christo!“ (Eph 1,10). Alles in Christus erneuern!

Der hl. Paulus ist wieder mein Lehrer x. Der hl. Paulus, der sich in den tiefen Ratschluss Gottes versenkt hat, sagt mir, dass der Herr bei sich beschlossen hat, alles in Christus zu erneuern.

Damit ich vollständig diesen göttlichen Plan verstehe und erfülle, zeichnet mir der Apostel selbst eine Lebensregel vor: „Wandelt in Jesus Christus, eingewurzelt und gegründet in ihm, fest im Glauben ... und wachset in ihm mit Danksagung.“ (Kol 2,6).

In Christus wandeln, heißt das nicht, aus sich heraustreten, sich selbst verlassen, um mit jedem Augenblick tiefer in ihn einzudringen, so tief, dass man in ihm Wurzel schlägt und jedem kommenden Ereignis begegnen kann mit der kühnen Herausforderung: „Wer wird mich scheiden von der Liebe Christi?“ (Röm 8,35).

Wenn die Seele so tief in ihm gegründet ist, dass ihre Wurzeln sich an ihn klammern, dann fließt ihr der göttliche Lebenssaft in Strömen zu und alles, was nichtig, unvollkommen, natürlich ist, wird zerstört: „Das Sterbliche wird durch das Leben verschlungen.“ [Vgl. 2 Kor 5,4]. So von sich selbst losgeschält, bekleidet mit Christus, braucht die Seele weder die Berührung mit der Außenwelt, noch die Schwierigkeiten im Innern zu fürchten. Weit entfernt ein Hindernis zu bilden, lassen diese Dinge sie nur noch tiefer in der Liebe ihres Meisters wurzeln. Sie kann mit dem Psalmisten singen: „Wenn ein Heerlager wider mich aufsteht, so wird sich mein Herz nicht fürchten; wenn sich ein Streit wider mich erhebt, so will ich dabei hoffen ... denn er hat mich verborgen in seinem Zelt“ (Ps 26,3 u. 5), d. h. in sich selbst.

Das, so scheint mir, meint der hl. Paulus mit den Worten, dass wir in Christus „eingewurzelt“ sein sollen.

Was bedeutet aber, auf ihn gegründet sein? Der Prophet singt: „Er hat mich auf einen Felsen gehoben. Und nun erhob er mein Haupt über meine Feinde.“ (Ps 26,6). Ist das nicht das Bild einer Seele, die auf Christus gegründet ist? Er ist jener Felsen, auf den sie gehoben wird über sich selbst, über die Sinne und die Natur, über alle Tröstungen und Schmerzen, über alles hinaus, was nicht einzig und allein er ist. Auf dieser Höhe besitzt sich die Seele vollkommen, beherrscht und überragt sich selbst und damit alle anderen Dinge.

Der hl. Paulus empfiehlt mir auch, festzustehen im Glauben, in jenem Glauben, welcher der Seele nicht gestattet einzuschlummern, sondern sie allezeit wach erhält unter dem Blick ihres Meisters, tief gesammelt unter dem Einfluss seines Schöpferwortes, in jenem Glauben an die überschwängliche Liebe Gottes.

Endlich will der Apostel, dass ich in Christus wachse durch Danksagung. So muss alles vollendet werden. „Vater, ich danke dir.“ (Joh 11,41).  Das sang die Seele Christi und er will das Echo dieser Worte in meiner Seele vernehmen. Aber mir scheint, dass das „neue Lied“, das meinen Gott am meisten entzückt und fesselt, der Gesang einer von sich selbst entäußerten, befreiten Seele ist, in der er sein Wesen abspiegeln und seinen Willen gänzlich durchführen kann. Diese Seele wird unter seiner Hand zur Laute, alle ihre Gaben sind Saiten, die Tag und Nacht zum Lob seiner Herrlichkeit erklingen.

x [Die Schriften der hl. Elisabeth von der heiligsten Dreifaltigkeit sind ganz durchsetzt von Zitaten und Gedanken des großen Völkerapostels. Nebst dem hl. Johannes v. Kreuz, war der hl. Paulus ihr Lieblingslehrer.]


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