Donnerstag, 26. Oktober 2017

Letzte Exerzitien. - Hl. Elisabeth v.d. hlgs. Dreifaltigkeit (5/17) - Vierter Tag

Gestern hat der hl. Paulus ein wenig den Schleier gelüftet und mir gestattet, den Blick in „das Erbteil der Heiligen im Licht“ zu tauchen, damit ich mich bestrebe, soviel als möglich mein Leben dem ihrigen gleichförmig zu machen, um mein Amt als „Lob seiner Herrlichkeit“ zu erfüllen.

Heute soll der hl. Johannes mir „die ewigen Tore eröffnen“, damit meine Seele ausruhen könne im heiligen Jerusalem, in der süßen Vision des Friedens. Zuerst sagt er mir: „Die Stadt bedarf weder der Sonne noch des Mondes, dass sie leuchten in ihr; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm.“ (Offb 21,23).

Wenn die Stadt meines Innern einige Ähnlichkeit und Gleichförmigkeit mit der des „Königs der Ewigkeit“ (1 Tim 1,17)  haben und die große Erleuchtung Gottes empfangen soll, so muss ich jedes andere Licht auslöschen und sorgen, dass das Lamm allein ihre Leuchte ist.

Da kommt mir das Licht des Glaubens zu Hilfe. Er allein kann meinen Weg zum Bräutigam erleuchten. Der Psalmist singt vom Herrn, „dass er die Finsternis mache zu seinem Versteck“. Dann aber wieder: „In Licht bist du gehüllt wie in ein Gewand.“ (Ps 103,2). Aus diesem scheinbaren Widerspruch wird mir klar, dass ich mich in eine heilige Finsternis versetzen muss, in die Nacht und Leere aller meiner Fähigkeiten; dann werde ich meinem Herrn begegnen und das Licht, das er angetan hat wie ein Kleid, wird auch mich umhüllen; denn er will, dass die Braut Licht sei von seinem Licht, und zwar von seinem Licht allein, das die „Klarheit Gottes“ (Offb 21,11)  ist.

Von Moses wird gesagt, dass er unerschütterlich in seinem Glauben war, dass er sich „an den Unsichtbaren hielt, als sähe er ihn“ (Hebr 11,27). So muss das Verhalten eines „Lobes seiner Herrlichkeit“ sein, einer Seele, die ihr Danklied singt, unerschütterlich in ihrem Glauben an „seine überschwängliche Liebe“.

„Wir haben die Liebe erkannt, die Gott zu uns hat und haben daran Geglaubt“ (1 Joh 4,16). „Es ist aber der Glaube ein fester Grund für das, was man hofft, eine gewisse Überzeugung von dem, was man nicht sieht“ (Hebr 11,1).

Für eine Seele, die sich unter dem Licht dieses Wortes gesammelt hat, ist es gleichgültig, ob sie etwas fühlt oder nicht, ob sie genießt oder nicht genießt. Mit tiefer Selbstverachtung ob ihrer geringen Liebe blickt sie auf den Meister, um sich von ihm befreien zu lassen. Sie erhebt ihn über alle Tröstungen und Süßigkeiten, die von ihm ausgehen; denn sie ist entschlossen, alles zu überschreiten, um sich mit ihrem Geliebten zu vereinigen.

Auf diese Seele, die unerschütterlich den Glauben an den Gott der Liebe festhält, können die Worte des Apostelfürsten angewendet werden: „Weil ihr an ihn glaubt, werdet ihr frohlocken mit unaussprechlicher und herrlicher Freude.“ (1 Petr 1,8).


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