Sonntag, 22. September 2013

Im Karmel von Bethlehem

Stille und Sammlung umgeben das Kloster, sobald man die hohe Mauer hinter sich gelassen hat, die den Karmel umgibt. Eine freundliche Schwester - die einzige Araberin der Gemeinschaft - führt in das Sprechzimmer. Schwester Anne-Françoise, die Priorin, empfängt hier zum Gespräch. Die französische Karmelitin ist durch ein massives Gitter von den Besuchern getrennt. Güte und Liebenswürdigkeit sind um die Schwester, die seit zehn Jahren im Heiligen Land lebt.

„Es gibt hierzulande vier Karmelklöster. Das Problem ist nur, dass es heute wenig einheimischen Nachwuchs gibt. Deswegen ergeht alle paar Jahre ein Appell an die Karmelklöster weltweit, ob sie denn Schwestern ins Heilige Land entsenden würden." Derzeit leben vierzehn Schwestern - sie kommen unter anderem aus Japan, Polen, Madagaskar und Chile – im Karmel von Bethlehem.

Gegründet wurde der Bethlehemer Karmel 1876 von einer Gruppe von Nonnen aus Frankreich. Unter ihnen war Schwester Mirjam vom gekreuzigten Jesus. 1878 schon stirbt sie, erst 32-jährig. Papst Johannes Paul II. spricht die große Mystikerin aus Galiläa 1983 selig.

Der Karmel von Bethlehem steht auf dem Ort, wo David von Samuel zum König Israels gesalbt worden sein soll. Direkt unter dem Hochaltar vermutete die visionär begabte selige Mirjam von Abellin, diese Stelle. „Die selige Mirjam wollte, dass das Kloster hier über der Davidsgrotte in Form eines runden Turms gebaut wird. Sie wollte die Kontinuität der Heilsgeschichte von David zu Jesus ausdrücken."

Ein Jahr betet und reflektiert Schwester Anne-Françoise, die 1980 in den Karmel von Lyon eingetreten war. Schließlich nimmt sie an und geht erst nach Haifa, dann nach Bethlehem. „Ich bin hier sehr glücklich. Einerseits leben wir hier wie in jedem Karmel der Welt ein Leben für Gott und die Welt. Andererseits ist es das Land der Bibel. Wenn ich mich auf die Terrasse unseres Hauses stelle, sehe ich quasi die Heilige Schrift." Jerusalem ist nahe, die Geburtskirche sowieso. Aber auch Orte des Alten Testaments sind zu sehen. Die Berge in der Ferne erinnern an Ruth und Naomi sowie an die Landnahme der Israeliten und Mose. „Das Heilige Land ist wie ein Sakrament oder fünftes Evangelium. Es nährt uns wie die Eucharistie oder die Heilige Schrift. Ich verstehe, dass der heilige Hieronymus hierher gekommen ist, die Bibel ins Lateinische zu übersetzen."

„Zwei Stunden täglich sind der Meditation gewidmet. Das Mysterium der Inkarnation, die Armut und die Kindheit unseres Herrn Jesus Christus stehen im Mittelpunkt unserer Betrachtung. Das nährt unser geistliches Leben", sagt Schwester Anne-Françoise.

Viele Menschen suchen das geistliche Gespräch mit den Schwestern. „Die Menschen, die zu uns kommen, wollen ihre Beziehung zu Gott vertiefen und bitten uns um Rat. Außerdem erreichen uns viele Bitten um unser Gebet." Besonders der Frieden im Heiligen Land und im ganzen Nahen Osten ist den Schwestern ein Anliegen. „Unser Leben ist unser Gebet. Und das gilt dem Heiligen Land und allen seinen Menschen."

 „Schwester Mirjam besaß die Gnade, Menschen in die Begegnung mit Gott zu führen. Das ist bis heute unsere Mission geblieben." 
(Bearbeiteter Text eines Berichtes in Die Tagespost vom 12.9.2013, von Oliver Maksan)

Mehr über die selige Mirjam von Abellin
HIERHIER und HIER.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...