Samstag, 8. September 2012

S. Teresa: Die innere Burg – Castillo - 182


6.W.K.6.10. Zwischen diesen schmerzlichen und köstlichen Vorkommnissen gibt unser Herr der Seele bisweilen Jubelrufe 24 und ein wundersames Beten mit, von dem sie nicht verstehen kann, was das ist. Ich erwähne diese Gnade hier, damit ihr ihn sehr lobt, falls er sie euch erweisen sollte, und wisst, dass es etwas ist, das vorkommt. Es ist meines Erachtens eine starke Einung der Seelenvermögen, doch lässt unser Herr ihnen und ebenso den Sinnen die Freiheit, diesen Genuss zu genießen, ohne zu begreifen, was sie da genießen und wie sie es genießen. Das scheint Kauderwelsch 25 zu sein, aber es passiert wirklich genau so, denn es ist ein so übermäßiger Genuss für die Seele, dass sie ihn nicht allein genießen, sondern allen weitersagen möchte, damit sie ihr helfen, unseren Herrn zu loben, denn daraufhin zielt ihr ganzer Beweggrund ab. O, was für Feste würde sie geben, und was für Zeichen, wenn sie nur könnte, damit alle ihr Genießen mitbekämen! Es sieht so aus, als hätte sie zu sich gefunden, und als wollte sie wie der Vater des Verlorenen Sohnes (Lk 15,22) alle einladen und große Feste geben, da sie ihre Seele an einem Ort sieht, von dem sie nicht bezweifeln kann, dass sie in Sicherheit weilt, zumindest für jetzt.26 Und ich bin überzeugt, dass sie Recht hat, denn solch intensiver innerer Genuss im tiefsten Inneren der Seele, bei solchem Frieden, und wo ihr ganzes Glück sie zu Lobpreisungen Gottes drängt – das kann unmöglich der Böse eingeben.

Anmerkungen
24 Eine Anspielung auf die mystische jubilatio bzw. den jubilus, mit dem eine Art Zungenrede bzw. ein aus dem Innern hervorbrechender wortloser, nur aus einer Tonfolge bestehender Jubelgesang gemeint ist. Der Begriff bezeichnete in der Antike eine Art wortlosen Rufens oder Singens und galt in der christlichen Literatur seit der Patristik, namentlich seit den Psalmenkommentaren des Augustinus und Hilarius von Poitiers als Artikulationsform einer nicht mit Worten zu fassenden Freude; vgl. Artikel Jubilus in: LThK 31996, Bd. 5, Sp. 1022. Von diesem Aufjubeln in Gott spricht auch Johannes vom Kreuz; siehe CA 37,4; 38,1.7 bzw. CB 39,2.8f; LB 2,26. Man beachte, dass Teresa auch in diesem Fall den Fachausdruck kennt!
25 Algarabia, das Arabische der Mauren; da die Kastilier diese Sprache nicht verstanden, stand der Begriff auch für „unverständliche Sprache.“
26 Der einschränkende Nachsatz ist vielsagend: Teresa hatte sich zwar aufgrund ihrer inneren Erfahrungen von der damals vorherrschenden Angst vor der ständig drohenden ewigen Verdammnis freigeschwommen, konnte es sich aber nicht leisten, ihre Heilsgewissheit (bzw. ihr Vertrauen auf Gottes Erbarmen) allzu deutlich herauszukehren, da sie dadurch in den Verdacht der Heterodoxie geraten wäre. Die Tatsache, dass die befreiende Erkenntnis „es gibt doch Sicherheit für mich“ eine solch überschwängliche Freude auszulösen vermochte, spricht Bände über die Ausmaße der von der damaligen Verkündigung vermittelten Heilsangst. Vgl. 7M 2,1 und vor allem 7M 2,9 mit den dortigen Anm.

(Teresa von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)

10. Entre estas cosas penosas y sabrosas juntamente da nuestro Señor al alma algunas veces unos júbilos y oración extraña, que no sabe entender qué es. Porque si os hiciere esta merced, le alabéis mucho y sepáis que es cosa que pasa, la pongo aquí. Es, a mi parecer, una unión grande de las potencias, sino que las déjà nuestro Señor con libertad para que gocen de este gozo, y a los sentidos lo mismo, sin entender qué es lo que gozan y cómo lo gozan. Parece esto algarabía, y cierto pasa así, que es un gozo tan excesivo del alma, que no querría gozarle a solas, sino decirlo a todos para que la ayudasen a alabar a nuestro Señor, que aquí va todo su movimiento. ¡Oh, qué de fiestas haría y qué de muestras, si pudiese, para que todos entendiesen su gozo! Parece que se ha hallado a sí, y que, como el padre del hijo pródigo, querría convidar a todos y hacer grandes fiestas, por ver su alma en puesto que no puede dudar que está en seguridad, al menos por entonces. Y tengo para mí que es con razón; porque tanto gozo interior de lo muy íntimo del alma, y con tanta paz, y que todo su content provoca a alabanzas de Dios, no es posible darle el demonio.

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