Sonntag, 2. September 2012

S. Teresa: Die innere Burg – Castillo - 176


6.W.K.6.4. Ach du arme kleine Schmetterlingsseele, angebunden mit so vielen Ketten, die dich nicht fliegen lassen, wie du möchtest! Hab Mitleid mit ihr, mein Gott! Füge es so, dass sie zu deiner Ehre und Verherrlichung ein wenig ihre Wünsche verwirklichen kann. Denke nicht daran, wie wenig sie es verdient, noch an ihre unzulängliche Natur! Du bist mächtig, Herr, dass das große Meer und der große Jordan sich zurückziehen und die Kinder Israels hindurchziehen lassen.9 Du brauchst kein Mitleid mit ihr zu haben, denn unterstützt von deiner Stärke kann sie viele Prüfungen bestehen; sie ist entschlossen dazu und will sie durchleiden. Strecke, Herr, deinen mächtigen Arm aus;10 sie soll ihr Leben nicht mit so unzulänglichen Dingen zubringen. Lass deine Größe in einem so unzulänglichen und weiblichen Geschöpf aufscheinen, damit die Welt dich lobt, weil sie erkennt, dass nichts davon von ihr stammt11 – koste es sie, was es wolle –, denn das will sie, und sogar tausend Leben hergeben (wenn sie so viele hätte), damit auch nur eine Seele dich ihretwegen ein bisschen mehr lobte; und diese würde sie für sehr gut eingesetzt halten, und sie erkennt in aller Wahrhaftigkeit, dass sie es nicht verdient, auch nur eine winzige Prüfung für dich zu erleiden, um wie viel weniger zu sterben.12

Anmerkungen
9 Anspielung auf den Durchzug durch das Rote Meer (Ex 14,21f.) wie auch durch den Jordan (Jos 3,13-17; 14,6f.).
10 J. V. Rodríguez versteht dies als Anspielung auf Noach und die Taube (Gen 8,8-11) und meint, auch wenn Teresa hier mariposilla (Schmetterling) schreibt, denke sie – wie schon in 6M 2,1 – wohl eher an eine Taube; siehe Obras Completas (hg. A. Barrientos), 912, Anm. 4. Die schleichende Abwandlung der Symbolik, die in 7M 3,13 offen zu Tage tritt, wird durch die Tatsache begünstigt, dass das Äquivalent palomica, das die Autorin öfter verwendet, damals sowohl einen Falter als auch eine Taube bezeichnen konnte. Doch könnten an dieser Stelle auch Psalmverse wie Ps 44,4; 77,16; 79,11; 89,11 mitschwingen.
11 Teresa verlegt die Forderung für die Anerkennung der diskriminierten und marginalisierten Frau in Gott, ähnlich wie in CE 4,1. Wenn Gottes Größe in der Frau aufscheint, bleibt den misstrauischen Männern nichts anderes übrig, als sie anzuerkennen.
12 Entscheidend ist hier das „fur dich“: Teresa verherrlicht nicht das Leiden an sich, sondern drückt nur ihre Bereitschaft aus, ihre Gottes- bzw. Christusliebe auch durch die Hingabe ihres Lebens unter Beweis zu stellen.

(Teresa von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)

4. ¡Oh pobre mariposilla, atada con tantas cadenas, que no te dejan volar lo que querrías! Habedla lástima, mi Dios; ordenad ya de manera que ella pueda cumplir en algo sus deseos para vuestra honra y gloria. No os acordéis de lo poco que lo merece y de su bajo natural. Poderoso sois Vos, Señor, para que la gran mar se retire y el gran Jordán, y dejen pasar los hijos de Israel. No la hayáis lástima, que, con vuestra fortaleza ayudada, puede pasar muchos trabajos; ella está determinada a ello y los desea padecer. Alargad, Señor, vuestro poderoso brazo, no se le pase la vida en cosas tan bajas. Parézcase vuestra grandeza en cosa tan femenil y baja, para que, entendiendo el mundo que no es nada de ella, os alaben a Vos, cuéstele lo que le costare, que eso quiere, y dar mil vidas porque un alma os alabe un poquito más a su causa, si tantas tuviera; y las da por muy bien empleadas y entiende con toda verdad que no merece padecer por Vos un muy pequeño trabajo, cuánto más morir.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...