Samstag, 12. Mai 2012

S. Teresa: Die innere Burg – Castillo - 63


4.W.K.1.11. Wenn also im oberen Teil des Kopfes der obere Teil der Seele ist, wieso stört es sie dann nicht? Das weiß ich nicht; aber ich weiß, dass wahr ist, was ich sage. Es tut weh, wann immer das Gebet nicht mit einer Aufhebung39 verbunden ist, denn solange sie anhält, spürt man keinen Schmerz, doch wäre es sehr schlimm, wenn ich wegen dieser Behinderung alles aufgäbe. Daher wäre es nicht gut, wenn wir uns durch die Gedanken verwirren ließen, noch sollten wir uns etwas daraus machen. Denn falls sie uns der Böse eingibt, wird er damit schon aufhören; falls sie aber, wie es der Fall ist, von der Erbärmlichkeit herrühren, die uns zusammen mit vielem anderen von Adams Sünde her anhaftet,40 dann sollen wir Geduld haben und es aus Liebe zu Gott ertragen. Wir sind ja auch dem Zwang unterworfen, zu essen und zu schlafen, ohne uns dem entziehen zu können, was eine schwere Prüfung ist.41


Anmerkungen
39 Suspension, eine der Bezeichnungen der Autorin für ekstatische Zustände; siehe Anhang I. In einer Stellungnahme aus dem Jahr 1576 heißt es: „Verzuckung und Aufhebung sind meines Erachtens ein und dasselbe, aber ich pflege Aufhebung zu sagen, um nicht von Verzuckung zu sprechen, weil das Erstaunen hervorruft“ (CC 54,7); gleich im Anschluss daran behauptet die Autorin dennoch einen Unterschied, der jedoch allenfalls graduell ist: „Erstere dauert langer an und man spurt sie mehr im Auserlichen.“
40 Eine Anspielung auf die Gebrochenheit der menschlichen Existenz, wie sie im Sündenfall Adams (also in der grundsätzlichen Anfälligkeit des Menschen für das Böse) zum Ausdruck kommt. Teresa bringt die Unfähigkeit, ohne jede Ablenkung ganz gesammelt bei Gott zu sein, also ganz nüchtern mit der conditio humana in Verbindung, wobei hier allerdings die Betonung auf deren Gebrochenheit liegt.
41 Diese Klage, die ihr Ringen mit den asketischen Vorstellungen der mittelalterlichen Contemptus-mundi-Literatur widerspiegelt, kehrt bei Teresa immer wieder; vgl. auch 7M 3,3 und ferner CC 1,9; V 16,4; 21,6; 37,8. Wie sie damit fertig wurde, wird sehr schön sichtbar in einem Geistlichen Erfahrungsbericht aus dem Jahr 1575, in dem sie Christus sagen lässt: „Iss fur mich und schlaf für mich, und alles, was du tust, moge fur mich sein, wie wenn nicht mehr du es lebtest, sondern ich“ (CC 42). Ihrem zu übertriebener Askese neigenden Bruder Lorenzo schreibt sie: „Achten Sie sehr darauf, den Schlaf nicht zu unterlassen und abends genug zu essen, denn vor lauter Sehnsucht, etwas fur Gott zu tun, spurt man das Ubel nicht, bis es schon geschehen ist“ (Ct 185,7).


(Teresa von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)


11. Pues si en lo superior de la cabeza está lo superior del alma,  ¿cómo no la turba? - Eso no lo sé yo; mas sé que es verdad lo quedigo. Pena da cuando no es la oración con suspensión, que entonces hasta que se pasa no se siente ningún mal; mas harto mal fuera si por este impedimento lo dejara yo todo. Y así no es bien que por los pensamientos nos turbemos ni se nos dé nada; que si los pone el demonio, cesará con esto; y si es, como lo es, de la miseria que nos quedó del pecado de Adán con otras muchas, tengamos paciencia y sufrámoslo por amor de Dios, pues estamos también sujetas a comer y dormir, sin poderlo excusar, que es harto trabajo.

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