Donnerstag, 10. Mai 2012

S. Teresa: Die innere Burg – Castillo - 61


4.W.K.1.9. Ach, Herr, halte uns zugute, dass wir auf diesem Weg aus Unwissenheit vieles durchmachen! Das Schlimme daran ist, dass wir in der Meinung, wir bräuchten da nicht mehr zu wissen als nur an dich zu denken, nicht einmal imstande sind, die zu fragen, die sich auskennen, ja noch nicht einmal begreifen, was man da fragen soll, und man so schreckliche Prüfungen durchmacht, weil wir uns nicht durchschauen und etwas für schwere Schuld halten, obwohl es nicht schlecht, sondern gut ist. Daher kommen die Bedrängnisse vieler Menschen, die sich dem inneren Beten widmen, zumindest zum großen Teil bei Leuten, die nicht studiert sind, und ihre Klagen über innere Prüfungen; daher kommen die Anwandlungen von Melancholie 34 und dass man seine Gesundheit dabei einbüßt oder auch das innere Beten ganz aufgibt, weil man nicht bedenkt, dass es im Innern eine innere Welt gibt. Und so wie wir die Bewegung des Himmels nicht aufhalten können, sondern er mit aller Geschwindigkeit davoneilt,35 genauso wenig können wir unser Denken aufhalten, und dann schicken wir alle Seelenvermögen hinterher und meinen, wir seien verloren und hätten die Zeit, die wir vor Gott zugebracht haben, vergeudet. Dabei ist die Seele womöglich ganz bei ihm in den Wohnungen, die ihm sehr nahe sind, das Denken aber in den Außenbezirken der Burg, wo es unter tausend wilden und giftigen Bestien leidet und durch diese Leiden Verdienste sammelt. Von daher sollen wir uns dadurch nicht verwirren lassen und es36 nicht unterlassen, denn genau das ist es, was der Böse beabsichtigt. Zum größten Teil rühren die ganzen Beunruhigungen und Prüfungen daher, dass wir uns da nicht durchschauen.


Anmerkungen
34 Melancholie bei Teresa: „Sowohl depressive (Antriebsschwache, Mutlosigkeit, Pessimismus) als auch psychotisch gefarbte (Wahnerleben) Erscheinungsformen psychischer Erkrankung fallen in diese Kategorie. Als besonders eindrucksvolle Symptome nennt Teresa von anderen nicht nachvollziehbare ‚Bedrangnisse’ und ‚Skrupel’ der Kranken, womit sie eher in die Richtung der depressiven Storungen verweist, jedoch auch ‚Einbildungen’, die sie andernorts klar von ‚echten Visionen’ unterscheidet“ (B. Souvignier, Die Würde des Leibes, 144).
35 Während es bei Johannes vom Kreuz, der in Salamanca bei fortschrittlichen Lehrern studiert hatte, bereits Hinweise auf das kopernikanische heliozentrische Weltbild gibt (LB 4,4), geht Teresa noch ganz selbstverständlich vom ptolemäischen aus, nach dem die Sonne und der ganze Sternenhimmel um die Erde kreisen.
36 Das innere Beten. Bereits in ihrer Vida hatte Teresa mehrfach eindringlich gemahnt, das innere Gebet ja nicht aufzugeben, und die Neigung, wegen mancher Schwierigkeiten beim Beten zu resignieren, als typische Versuchung des Bösen entlarvt; siehe V 7,11; 8,5; 15,3; 19,4.10-15.


(Teresa von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)


9. ¡Oh Señor, tomad en cuenta lo mucho que pasamos en este camino por falta de saber! Y es el mal que, como no pensamos que hay que saber más de pensar en Vos, aun no sabemos preguntar a los que saben ni entendemos qué hay que preguntar, y pásanse terribles trabajos, porque no nos entendemos, y lo que no es malo, sino bueno, pensamos que es mucha culpa. De aquí proceden las aflicciones de mucha gente que trata de oración y el quejarse de trabajos interiores, a lo menos mucha parte en gente que no tiene letras, y vienen las melancolías y a perder la salud y aun a dejarlo del todo, porque no consideran que hay un mundo interior acá dentro; y así como no podemos tener el movimiento del cielo, sino que anda a prisa con toda velocidad, tampoco podemos tener nuestro pensamiento, y luego metemos todas las potencias del alma con él y nos parece que estamos perdidas y gastado mal el tiempo que estamos delante de Dios; y estáse el alma por ventura toda junta con El en las moradas muy cercanas, y el pensamiento en el arrabal del castillo padeciendo con mil bestias fieras y ponzoñosas y mereciendo con este padecer; y así, ni nos ha de turbar ni lo hemos de dejar, que es lo que pretende el demonio. Y por la mayor parte, todas las inquietudes y trabajos vienen de este no nos entender.

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