Mittwoch, 9. Mai 2012

S. Teresa: Die innere Burg – Castillo - 60


4.W.K.1.8. Ich habe mich bei diesem Wirrwarr der Gedanken manchmal arg unter Druck gefühlt. Erst vor etwas mehr als vier Jahren kam ich durch Erfahrung zur Einsicht, dass das Denken – oder die Vorstellungskraft, damit man mich besser versteht 29 – nicht dasselbe ist wie der Verstand. Als ich einen Studierten fragte, sagte er mir, dass es so sei.30 Das war für mich keine geringe Genugtuung. Denn da der Verstand eines der Seelenvermögen31 ist, kam mir das schwer vor, da er zuweilen so flatterhaft 32 war, während das Denken normalerweise so schnell hin und herfliegt, dass nur Gott es anbinden kann, wenn er uns so stark an sich bindet, dass es den Anschein hat, als wären wir gewissermaßen von unserem Leib entbunden. Ich erlebte – meinem Eindruck nach –, dass die Seelenvermögen mit Gott beschäftigt und in ihm gesammelt waren, während auf der anderen Seite mein wirrer Gedankenstrom mich ganz verrückt machte.33


Anmerkungen
29 Eine Randbemerkung der Autorin, die den Begriff imaginativa verwendet; Gracián korrigiert: imaginacion (Vorstellungskraft), „denn so nennen wir sie fur gewohnlich.“ Erneut stellt Ribera den ursprünglichen Text wieder her („Es soll nichts gestrichen werden!“).
30 Man geht davon aus, dass sie Johannes vom Kreuz meint.
31 Potencia, siehe Anhang I.
32 Teresa schreibt tortolito, was das Bild einer jungen Turteltaube aufruft.
33 Diese Not hat die Autorin immer wieder beschäftigt; vgl. V 17,7, wo sie zu folgender Lösung für sich gelangt: „Die letzte Abhilfe, die ich gefunden habe, nachdem ich mich jahrelang geplagt hatte, besteht (darin), dass man auf (die Vorstellungskraft) nicht mehr geben soll, als ware sie eine Verruckte, und ihr ihre Schrulle lassen soll, denn die kann ihr nur Gott nehmen.“ Siehe ferner CE 53,4 bzw. CV 31,8; F 5,2. „Nur Gott kann das Denken (die Vorstellungskraft) anbinden“ (4M 1,8), „wir nicht“ (4M 1,9); „es ist etwas Unumgangliches“ (4M 1,13). Wir sollen keine Schuldgefühle haben, denn „es ruhrt von der Erbarmlichkeit her, die uns von Adams Sunde her anhaftet“ (4M 1,11) und „von unserer schwachen Einbildungskraft und unserer Natur und vom Bosen“ (4M 1,14).


(Teresa von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)


8. Yo he andado en esto de esta barahúnda del pensamiento bien apretada algunas veces, y habrá poco más de cuatro años que vine a entender por experiencia que el pensamiento (o imaginación, porque mejor se entienda) no es el entendimiento, y preguntélo a un letrado y díjome que era así, que no fue para mí poco contento. Porque, como el entendimiento es una de las potencias del alma, hacíaseme recia cosa estar tan tortolito a veces, y lo ordinario vuela el pensamiento de presto, que sólo Dios puede atarle, cuando nos ata a Sí de manera que parece estamos en alguna manera desatados de este cuerpo. Yo veía, a mi parecer, las potencias del alma empleadas en Dios y estar recogidas con El, y por otra parte el pensamiento alborotado: traíame tonta.

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