Samstag, 21. April 2012

Karmelitinnen-Kloster Essen-Stoppenberg


In der Zeit um Ostern und Weihnachten interessieren sich die Medien noch immer gerne  für das Katholische oder für etwas geheimnisvolles, das man in der katholischen Kirche finden könnte. Die Tageszeitung “Der Westen“ widmete nun einen Beitrag den Karmelitinnen in ihrem Kloster in Essen. Der Zeitungsartikel befasst sich besonders mit der Person von Schwester Josepha (Joseph Maria). (Ausschnitte).

„ Mehr als zwei Jahrzehnte war die heute 82-Jährige die Priorin des Klosters. Ihre Mitschwestern haben ihr alle drei Jahre durch die Wiederwahl das Vertrauen ausgesprochen, solange, bis Mutter Joseph Maria 2009 beschloss, das Amt in jüngere Hände zu geben.“
Schwester Joseph Maria ordnet für sich das prinzipielle Schweigegebot dem Gesprächsbedürfnis von Anrufern und Besuchern unter. Wer sie braucht, findet bei ihr ein offenes Ohr und ein gutes Wort, wenn das Leid es verlangt, sogar nachts. Sie fühlt sich der Welt, die mit ihrem Leben so wenig gemein hat, durchaus verbunden.

"Damals, als wir hierher gezogen sind arbeiteten rings um den Stoppenberg noch 13 Zechen und Kokereien. Ihre Feuer haben nachts unsere Zellen erhellt." Wenn morgens um 5.20 Uhr zum Angelus-Gebet geläutet wurde, wechselten in den Schachtanlagen Nacht- und Frühschicht, und manche der Bergleute kamen auf einen Dank oder eine Bitte in die Kirche. Heute ist das Welterbe Zollverein die einzige Zeche, die man noch vom Stoppenberg aus sieht, und die Menschen, die durch ihre Tore strömen, sind Kulturtouristen.

Licht und Schatten des Strukturwandels sind Schwester Joseph Maria bekannt. Jeden Morgen liest sie die WAZ und hängt Berichte von besonderer Bedeutung noch vor der Morgenandacht ans Schwarze Brett. "Berichte über Unglücke oder Betriebsstilllegungen zum Beispiel", erklärt sie, "wir können dann der Menschen gedenken, die Angehörige oder ihre Arbeit verloren haben, und sie in unsere Fürbitten einschließen."
Die üblichen Aufregungen im Politik- oder Kulturbetrieb hingegen kann Schwester Joseph Maria vielleicht verstehen, aber nicht teilen. Die Sorge, etwas zu verpassen, der Ehrgeiz, dabei zu sein, mitreden zu können, gar eine Rolle zu spielen, das ist ihr fremd. Sie habe sich nicht für das Klosterleben entschieden, sie sei dazu berufen worden. Und zu einer Berufung gibt es keine Alternative. Sie empfindet ihre Berufung als Gnade und ist dankbar - dafür, dass sie vollkommen mit sich im Reinen ist, dass sie sich in ihrem Glauben fest und geborgen fühlt, und wohl auch dafür, dass ihr weltlicher Kummer weitgehend erspart bleibt.

Es hätte auch anders kommen können. Kurz nach dem Krieg gehörte sie zu den wenigen Frauen in Essen, die den Führerschein und sogar ein eigenes Auto besaßen. "Ich ging gern tanzen und hatte einen großen Freundeskreis", lächelt Schwester Joseph Maria. Natürlich waren ihre Eltern gläubige Christen, aber dennoch überrascht von dem Weg, den ihre Tochter eingeschlagen hat. "Ja", sagt sie, "mein Leben hat sich mit dem Eintritt ins Kloster von Grund auf geändert." Und: "Nein, ich hatte niemals Zweifel an seiner Richtigkeit." Das ist eben der Unterschied zwischen einer Entscheidung und einer Berufung. Eine Entscheidung kann falsch sein.

Schwester Joseph Maria, Mitglied eines so schweigsamen Ordens, ist ein kommunikativer Mensch. Sie hört aufmerksam zu und erzählt gern von den Dingen, die sie beschäftigen, wie die Gründung eines Karmelitinnen-Klosters im baltischen Riga. Und sie tritt ihren Besuchern ohne alle Erwartungen oder Bedingungen entgegen. Nach dem Glauben, der Konfession oder dem Familienstand zu fragen käme ihr nicht in den Sinn.
"Jeder Mensch", sagt sie, "wer er auch sei und was er getan haben möge, ist ein Liebesgedanke Gottes." Vielen Verlassenen und Verzweifelten, die Schwester Joseph Maria ihr Herz ausschütteten, hat diese unbeirrbare Überzeugung schon neue Kraft gegeben.“


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